28. Mai 2021
Unconscious bias – was wir gegen sie tun können
Das eigene Schubladen-Denken lässt sich nur schwer korrigieren, das wusste bereits Albert Einstein. „Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.“, gab er vor vielen Jahrzehnten von sich. Und bevor wir uns dem Schicksal der Unveränderbarkeit ergeben, ziehen wir doch lieber das Positive aus der Aussage: Ja, es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom – es ist jedoch nicht unmöglich! Aber alles der Reihe nach!
Was wissen wir eigentlich übereinander? Begegnen wir einem anderen Menschen, so sind zunächst offensichtliche Merkmale wie Kleidung, Haarfarbe und die Hautfarbe wahrnehmbar – und viel zu oft gehen in diesem Moment bereits die Schubladen in unseren Köpfen auf. Wir ordnen den Menschen darin ein, hängen ihm eine Bewertung an und machen die Schublade wieder zu. Von da an wird ein ehrliches, wahres und vorurteilsfreies Kennenlernen schwierig. Wir verhindern vielleicht neue Freundschaften und Beziehungen, verstoßen ein großartiges neues Teammitglied und verpassen die eigene Horizonterweiterung. Und gleichzeitig laufen wir Gefahr, den:die Gegenüber zu kränken, zu verletzen oder auch zu diskriminieren.
Bist du nicht auch der Meinung, dass wir dringend etwas gegen unsere Schubladen, unsere unconscious bias, tun sollten? Innerhalb unseres Teams versuchen wir, die drei folgenden Punkte zu beachten – vielleicht helfen sie dir ja auch:
Erkennen
Im ersten Schritt halten wir es für wichtig, zu erkennen und zu akzeptieren, dass wir selbst unconscious bias haben (könnten). In diesem Bewusstsein sollten wir unsere eigenen Gedanken und unser eigenes Handeln achtsam beobachten. Wann treten meine unconscious bias zutage? Kann ich wiederkehrende Muster erkennen? Habe ich gegenüber Menschen mit bestimmten Merkmalen besonders ausgeprägte unconscious bias? Der potentielle Fragenkatalog ist lang und einmal begonnen wirst du für dich selbst immer neue Fragen entdecken.
Reflektieren
Unconscious bias sagen letztlich mehr über die urteilende Person aus als über die beurteilte Person. Schau dir deine unconscious bias mal genauer an und reflektiere sie: Kannst du in ihnen eigene Ängste wiederfinden? Oder Erfahrungen, die du mit einer bestimmten Person gemacht hast und die du jetzt auf Personen mit den gleichen Merkmalen überträgst? Liegt der Ursprung deiner unconscious bias bei dir selbst oder bei Menschen in deinem Umfeld, von denen du sie übernommen hast? Unsere unconscious bias manifestieren sich im Laufe unserer Sozialisierung durch eigene Erfahrung und Beobachtung oder das Übernehmen der Haltungen Dritter. Dass sie sich bilden, können wir kaum verhindern. Doch wir können verantwortungsbewusst damit umgehen und versuchen, sie zu verstehen und ihnen entgegen zu treten.
Informieren
Unconscoius bias, Vorurteile, Schubladendenken – egal wie man es nennt, sie gehören zum Menschsein dazu. Doch wir können uns dagegen wehren! Haben wir erstmal erkannt und verstanden, woher unsere unconscious bias kommen, können wir den nächsten Schritt gehen: Ihnen eigene Erfahrungen, neues Wissen und neue Gefühle entgegenstellen. Denn laut einer Metaanalyse von Pettigrew und Topp (2006) ist die beste Methode gegen unconscious bias vorzugehen, sich bewusst mit „dem Unbekannten“ zu beschäftigen, in den Austausch zu treten und offen für eigene Erfahrungen zu sein.
Es geht also darum, unsere eigenen Haltungen herauszufordern, unseren Horizont zu erweitern und neue Perspektiven einzunehmen. Denn nur wir selbst besitzen den Schlüssel zu unseren Schubladen und können ihre Inhalte freilassen!
Zur Studie:
Pettigrew, T. F., & Tropp, L. R. (2006). A meta-analytic test of intergroup contact theory. Journal of Personality and Social Psychology, 90(5), 751–783.