18. April 2022
Bunter Ball – Kids im Interview mit Annabell
Dieses Interview ist Teil unseres ersten Wirkungsbericht „Was bringt´s?“
In allen Projekten ist In safe hands eine Sache ganz besonders wichtig: uns Kinder zu schützen und unsere Rechte zu achten. Damit das immer klappt, hat In safe hands im Januar 2020 ein Kinderschutzkonzept eingeführt. Was das überhaupt ist und was drinsteht, hat uns Annabell erzählt.
Hey Annabell, wir haben gesehen, dass ihr unserer Schulleiterin ein Kinderschutzkonzept von euch gegeben habt. Kannst du uns erklären, was ein Kinderschutzkonzept ist und warum es euch so wichtig war, eines einzuführen?
Das Kinderschutzkonzept ist ein besonderes Buch. In dem Buch haben wir aufgeschrieben, wie wir euch Kinder sehen, welche Rechte ihr habt und wie wir mit euch zusammenarbeiten möchten, damit ihr bei uns immer in Sicherheit seid. Denn das ist uns ganz besonders wichtig.
Wir möchten euch in eurer Entwicklung unterstützen und euch dabei helfen, zu wachsen und euch frei zu entfalten. Und das geht unserer Meinung nach nur, wenn unsere Projekte für euch eine sichere Umgebung sind.
Ihr habt nicht nur Ideen entwickelt, damit uns Kindern nichts Schlimmes passiert, sondern auch für den Fall, dass etwas Schlimmes passiert ist. Kannst du mal beschreiben, was genau ihr euch überlegt habt?
Wir nennen das „Prävention“ und „Intervention“. Das Wort „Prävention“ beschreibt alle Maßnahmen, die dabei helfen, dass euch nichts Schlimmes in unseren Projekten passieren kann.
Alle Erwachsenen von In safe hands und alle Erwachsenen, die unsere Projekte besuchen, müssen zum Beispiel einen Vertrag unterschreiben. Dieser Vertrag heißt bei uns „Verhaltenskodex“. In dem Verhaltenskodex steht, wie Erwachsene euch Kindern begegnen sollen, was sie dürfen und was sie nicht dürfen.
Außerdem schauen wir ganz genau hin, wenn wir neue Trainer:innen und Mitarbeitende suchen. Beim Kennenlerngespräch erzählen wir ihnen, wie wichtig uns der Schutz von euch Kindern ist und prüfen, ob es ihnen genauso geht.
Das Wort „Intervention“ beschreibt, was wir machen, wenn wir merken, dass einem Kind etwas Schlimmes passiert ist – egal, ob in unserer AG, in der Schule, zu Hause oder in der Freizeit des Kindes.
Wir haben für diesen Fall einen Plan entwickelt, dem wir Schritt für Schritt folgen. Wir bilden dann ein Team, das sich erstmal alles ganz genau anschaut. Wir wollen verstehen, was eigentlich wirklich passiert ist. Dafür spricht das Team z.B. mit dem Kind, mit den Lehrer:innen, den Eltern oder auch anderen Menschen. Anschließend suchen wir eine Lösung, wie wir dem Kind am besten helfen können und was wir dafür tun müssen. Manchmal muss dafür z.B. sogar die Polizei gerufen oder ein:e Trainer:in bei In safe hands ersetzt werden. Aber das passiert nur in besonders schlimmen Fällen.
Jetzt seid ihr ja schon etwas länger keine Kinder mehr und habt bestimmt vergessen, was euch als Kind wichtig war. Habt ihr uns deswegen in einer AG-Stunde gefragt, was wir an euch Trainer:innen gut und schlecht finden und wo wir in der Turnhalle schon einmal Angst hatten?
Das habt ihr richtig gut erkannt! Uns ist es sehr wichtig, dass ihr mitentscheiden könnt, wie wir Erwachsenen euch Kindern begegnen oder was ihr in unseren Projekten so macht. Es ist nämlich wirklich schon sehr lange her, dass wir Kinder waren. Niemand weiß besser als ihr selbst, was Kinder heute mögen und brauchen. Da seid ihr die Expert:innen!
Deswegen haben wir bei euch nachgefragt, was ihr an euren Trainer:innen gut und schlecht findet und wo ihr in der Turnhalle schon einmal Angst hattet. Wir haben die Antworten von mehreren Klassen gesammelt und mit in unser Kinderschutzkonzept aufgenommen.
Wir finden es wirklich toll, dass ihr uns nach unserer Meinung gefragt habt und wir so euer Konzept mitgestalten konnten. Aber wenn wir ehrlich sind: Wir verstehen gar nicht so richtig, was jetzt in dem Konzept drinsteht. Viele Wörter kennen wir gar nicht.
Das ist eine ganz wichtige Information von euch. Ein Kinderschutzkonzept funktioniert nämlich nur, wenn ihr auch wisst und versteht, was drinsteht! Ihr sollt wissen, welche Rechte ihr habt und wie sich eure Trainer:innen verhalten dürfen und wie nicht. Nur dann könnt ihr uns auch Bescheid sagen, wenn etwas falsch läuft.
Wir schreiben aus diesem Grund gerade ein Kinderbuch. In dem Buch erklären wir euch in kurzen Geschichten, welche Rechte ihr habt und wie sich Erwachsene euch gegenüber verhalten dürfen. Das Wichtigste aus unserem Kinderschutzkonzept findet ihr also auch in diesem Kinderbuch – in einer Sprache, die Kinder gut verstehen können.
Habt ihr vor, das, was ihr gelernt und im Konzept aufgeschrieben habt, auch an andere Organisationen weiterzugeben? Wir fänden es sehr schön, wenn noch mehr Kinder durch so ein Konzept geschützt und gefördert werden könnten.
Wie schön, dass ihr das auch so seht. Wir hatten genau den gleichen Wunsch! Als wir unser Kinderschutzkonzept geschrieben haben, hat uns dabei die Kindernothilfe unterstützt. Die gibt es schon über 60 Jahre, sie ist in ganz vielen Ländern der Welt aktiv und sie macht eine richtig tolle Arbeit!
Seit einigen Monaten arbeiten wir mit der Kindernothilfe zusammen. Wenn die Kindernothilfe bei anderen Vereinen und Organisationen Schulungen gibt, lädt sie uns immer wieder dazu ein und wir übernehmen einen Teil. Das macht uns super viel Spaß und so können wir unser Wissen weitergeben!