Sozial-emotionales Lernen

Wir wünschen uns eine Welt, in der Kinder und Erwachsene sich selbst wichtig genug nehmen, um gut für sich selbst zu sorgen – auch wenn es mal schwierig wird. Wir wünschen uns eine Welt, in der Kinder, auch wenn sie von vornherein ungleiche Chancen haben, sich selbst als wertvoll und selbstwirksam erleben und für sich und ihre Ziele losgehen. Wir wünschen uns eine Welt, in der Kinder Konflikte eigenständig und gewaltfrei lösen können. Und weil sozial-emotionales Lernen auf genau diese Ziele hinarbeitet, ist es unser Herzensthema!

Wissenschafliche Grundlage

Das „Collaborative for Academic, Social, and Emotional Learning“ (CASEL) definiert die fünf zentralen zu erlernenden Fähigkeiten wie folgt:

  • Selbstwahrnehmung (self-awareness): Beschreibt die Fähigkeit, die eigenen Gefühle, Werte und Normen zu kennen und anzuerkennen. Auch ein stabiles Selbstwertgefühl wird hierzu gezählt.
  • Selbstregulation (self-management): Bezeichnet die Regulation der eigenen Gefühle, insbesondere, Impulse zu unterdrücken und seine Emotionen angemessen zu verbalisieren; auch die eigene Zielsetzung und -verfolgung gehören thematisch zur Selbstregulation.
  • Fremdwahrnehmung (social awareness): Meint die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und damit Empathie zu zeigen, Gefühle und Emotionen nachzuvollziehen und sich in Gruppen wie der Familie oder der Schulklasse sozial zu integrieren.
  • Beziehungskompetenz (relationship skills): Beschreibt die Herstellung und den Erhalt von positiven Beziehungen auf Basis von gegenseitiger Unterstützung, Wertschätzung und Respekt.
  • Verantwortungsvolle Entscheidungsfindung (responsible decision-making): Bedeutet, dass Entscheidungen unter Anbetracht ethischer und sozialer Normen getroffen werden können. Auch das Abwägen, inwiefern eine Entscheidung andere Personen betreffen kann und die entsprechende Berücksichtigung zählen hierzu.

Sport als Lernmedium unserer Wahl

Sport und Bewegung fördern auf sieben Ebenen die sozial-emotionale Intelligenz von Kindern und verstärken Resilienzeffekte (s. Grafik). Daher sind sie unser Lernmedium der Wahl.Unter Resilienz verstehen wir die Fähigkeit der Psyche und der Seele, auf belastende Lebenssituationen (= Risikofaktoren) so zu reagieren, dass kein Schaden oder Nachteil entsteht. Wie das Immunsystem vor Krankheiten schützt, so schützt Resilienz vor Beschädigungen der Psyche durch äußere Umstände. Resilienz ist kein Zustand, sondern ein kontinuierlicher Prozess der Anpassungsfähigkeit der Gedankenstruktur. Halten wir unsere Gedanken durch die Auseinandersetzung mit uns selbst und anderen flexibel, spricht die Forschung von Neuroplastizität. Diese wiederum steht in Verbindung mit körperlicher Elastizität: Ein beweglicher, aktiver Körper begünstigt neuronale Beweglichkeit. Folglich kann Resilienz besonders erfolgreich gefördert werden, wenn mentale und motorische Aktivität angesprochen wird (Jefferies et al., 2019) (Belcher et al., 2021).

Zielgruppen von BUNTER BALL

Die Kernzielgruppe des Programms sind die Kinder, die am BUNTER BALL-Sportunterricht teilnehmen. Der Wirkungskern des Programms liegt in der sozial-emotionalen Förderung der Kinder und alle Aktivitäten von In safe hands sind darauf ausgerichtet. Da In safe hands im Rahmen der Skalierung das Programms nicht selbst mit den Kindern umsetzt, sondern durch Lehrkräfte umsetzen lässt, bezeichnen wir die Kinder als indirekt erreichte Kernzielgruppe.

Die Lehrkräfte, die BUNTER BALL in ihrem Sportunterricht umsetzen, bezeichnen wir als direkte Zielgruppe, da sich die geplanten Outputs direkt an sie richten.

BUNTER BALL - Kompetenzmodell

BUNTER BALL ist als konsekutives Programm konzeptioniert, das über den Zeitraum der vier Grundschuljahre jeweils eine 90-minütige BUNTER BALL-Einheit (= Doppelstunde) pro Woche vorsieht. Die Einheiten bauen inhaltlich aufeinander auf und sind am jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder orientiert. Entlang des BUNTER BALL-Kompetenzmodells erarbeiten sich die Kinder im Laufe ihrer Grundschulzeit zentrale sozial-emotionale Kompetenzen, die positiv auf ihre Resilienz einzahlen. Jedem BUNTER BALL-Jahr sind inhaltliche Schwerpunkte zugeordnet. Diese dienen als Grundlage für das BUNTER BALL-Curriculum, das für jeden Schwerpunkt konkrete Kompetenzerwartungen formuliert.

Im 1. BUNTER BALL-Jahr lernen die Kinder, ihre Aufmerksamkeit und Körperwahrnehmung zu schärfen, Emotionen wahrzunehmen, zu fühlen, zu verstehen und auszudrücken. Sie stärken außerdem ihre Kooperationsfähigkeit und bauen Vertrauen zu sich, der Lehrkraft und anderen in der Klasse auf.

Im 2. BUNTER BALL-Jahr wird darauf aufgebaut. Die Kinder fühlen Empathie, nehmen zunehmend Kontakt zu den anderen Kindern auf, lernen Wertschätzung zu fühlen und stärken ihre Kommunikationsfähigkeit

Im 3. BUNTER BALL-Jahr üben die Kinder Emotionsregulations-Strategien ein und lernen, Bedürfnisse wahrzunehmen und diese auszudrücken. Beides braucht es, um schließlich die Konfliktlösungsfähigkeit zu stärken.

Im 4. BUNTER BALL-Jahr erlernen die Kinder Strategien, ihren Selbstwert zu stärken und zu aktivieren. Sie bauen ihre Kooperationsfähigkeit aus, indem sie Fairness als kooperativen Wert fühlen und verstehen. Zuletzt lernen sie Strategien kennen, die sie in unfairen Situationen anwenden können, damit Konflikte gar nicht erst entstehen.

 

Praktische Umsetzung

Für jedes BUNTER BALL-Jahr stellt In safe hands einen Übungskatalog bereit, der konkrete Interventionsübungen beschreibt, die auf die Erreichung der Kompetenzerwartungen zugeschnitten sind. Diese Übungen sind eingebunden in eine wiederkehrende, rhythmische Stundenstruktur. Feste Strukturelemente wie die persönliche Begrüßung, das BUNTER BALL-Spiel und die BUNTER BALL-Regeln wiederholen sich in jeder Doppelstunde und geben den Kindern Sicherheit und Orientierung. Die Kinder verinnerlichen diesen rhythmisierten Rahmen, was dazu beiträgt, dass sie sich in der Turnhalle frei bewegen und ausdrücken. Die vertrauensvolle und wertschätzende Lernumgebung ist Grundlage für sensible emotionale und soziale Erfahrungsräume und ermöglicht zugleich eine vertiefte und nachhaltige Lernerfahrung.

In diesem Rahmen ist für jede Woche eine Interventionsübung vorgesehen. Die Übungen verbinden jeweils motorische Elemente mit einer Aufgabe für sozial-emotionales Lernen (z. B. zur Selbstwahrnehmung oder zur Konfliktlösung). Der Ablauf der Übungen wird detailliert beschrieben. Zur Erleichterung der Unterrichtsplanung beinhaltet der Übungskatalog zu jedem inhaltlichen Schwerpunkt einen Vorschlag für eine Unterrichtsreihe, d. h. eine Auswahl an Übungen.

Zusammenarbeit der Schulen und Lehrkräfte mit In safe hands

Zur Umsetzung des Programms begleitet In safe hands die teilnehmenden Schulen und Lehrkräfte mehrdimensional:

  • Zu Beginn des Programms sowie jährlich fortlaufend finden Planungsgespräche mit der Schulleitung statt.
  • Die teilnehmenden Lehrkräfte werden von In safe hands in einer eintägigen Auftaktschulung auf die Durchführung von BUNTER BALL vorbereitet und erhalten kontinuierliche Unterstützung durch ein Begleitkonzept, das u. a. eine Online-Plattform, Telefon- und Videoberatung sowie Unterrichtsbesuche vor Ort beinhaltet.
  • Wiederkehrende Reflexionsformate ermöglichen den schulübergreifenden Austausch zu den Erfahrungen mit BUNTER BALL
  • Neben den jahrgangsbezogenen Übungskatalogen erhalten die Schulen einen Materialkoffer zur Ergänzung der gängigen Sportgeräte in der Turnhalle.

Werteversprechen

BUNTER BALL ist als ready-to-go-Programm konzipiert. Die vorgeplanten Einheiten und Themenblöcke reduzieren den Vorbereitungsaufwand für den Sportunterricht erheblich und geben – insbesondere fachfremden Lehrkräften – Struktur und Sicherheit für das Unterrichten in der Turnhalle.

Schulleitungen profitierten von BUNTER BALL, weil es das fachfremde Unterrichten von Sport deutlich vereinfacht und die Qualität steigert. Bei zunehmendem Lehrkräftemangel ist dieser Aspekt nicht unerheblich.

Die Konformität von BUNTER BALL mit dem Lehrplan NRW Sport für die Primarstufe (zukünftig auch mit den Landescurricula der anderen Bundesländer) stellt sicher, dass die Lehrkräfte durch die Umsetzung des Programms die curricularen Pflichten erfüllen können. Bei der Erstellung schulinterner Sport-Curricula kann BUNTER BALL umfassend berücksichtigt und übernommen werden, sodass der Konzeptionsprozess deutlich vereinfacht werden kann.

Mit der Teilnahme an BUNTER BALL besetzen die Schulen das innovative Bildungsthema „Sozial-emotionales Lernen“, das zunehmend an Bedeutung gewinnt (SWK, 2022a). Dies kann die Attraktivität einer Schule für Lehrkräfte, Eltern und Kinder erhöhen.

BUNTER BALL wirkt sich nicht nur positiv auf die individuelle Entwicklung der Kinder aus, sondern auch auf das Klassenklima und die soziale Integration innerhalb der Klasse. Lehrkräfte profitieren von einem besseren Lernklima sowie der Reduktion von Konflikten mit und unter den Schüler:innen. Das Stressempfinden nimmt ab.

Bunter Ball in drei Minuten

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Quellen

Bar-On Bar-On, Reuven (2006). The Bar-On Model of Emotional-Social Intelligence (ESI), in: Psicothema, 18 (1), S. 13-25. [online] (PDF) The Bar-On Model of Emotional-Social Intelligence (zuletzt abgerufen am: 03.03.2025).

Belcher, Britni R. et al. (2021): The roles of physical activity, exercise, and fitness in promoting resilience during adolescence: effects on mental well-being and brain development, in: Biological Psychiatry Cognitive Neuroscience Neuroimaging, 6(2), S. 225–237.

Collaborative for Academic, Social, and Emotional Learning (CASEL): What Is the CASEL Framework? – CASEL [online] (zuletzt abgerufen am: 06.05.2025)

Jefferies, Philip; Ungar, Michael; Aubertin, Patrice; Kriellaars, Dean (2019): Physical Literacy and Resilience in Children and Youth, in: Frontiers in Public Health, Vol. 7, Artikel 346.

Michaelsen Michaelsen, Sonja (2007): Bewegung und Schulsozialarbeit: Entwicklungschancen für Kinder durch Ganztagsschulen, in: Rebel, Günther (Hrsg.): Bewegung und Kommunikation. Münster: Waxmann.

Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kulturministerkonferenz (SWK) (2022a): Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die Grundschule. Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK). Bonn: Geschäftsstelle der SWK.